Andrea Struck: "Büchertürme Rostock – Wie kann ein Leseförderprojekt das Leseselbstkonzept von Grundschulkindern nachhaltig stärken? Eine prozessbegleitende Fallstudie."

 

Erkenntnisse der Leseforschung belegen, dass eine Anhebung der Lesemotivation die Lesekompetenz der Schüler*innen verbessern kann, indem sie zentrale Merkmale des Leseverhaltens wie die Lesehäufigkeit, die Ausdauer und Anstrengungsbereitschaft und somit auch die Lesemenge positiv beeinflusst. Eine gesteigerte Lesemenge fördert die Leseflüssigkeit und führt zu einer Entlastung des Arbeitsgedächtnisses für tiefer gehende Textverarbeitungsstrategien. Sie beschert den Leser*innen vermehrtes Vorwissen, verbessert das Textverständnis und bewirkt ein positives lesebezogenes Selbstkonzept (vgl. Artelt, McElvany & Christmann, 2005).

Deutsche Schüler*innen lassen im internationalen Vergleich eine weit unterdurchschnittliche Lesemotivation erkennen. Der Anteil derer, die laut PISA-Studie 2000 nicht zum Vergnügen lesen, lag bei 42 Prozent. „Betrachtet man die Entwicklung der Lesemotivation und Lesemenge im Vergleich zu PISA 2009, haben sich diese, ebenso wie im OECD-Durchschnitt, signifikant verringert“ (vgl. Reiss, Weis, Klieme, Köller, 2019).

Hier setzt das Leseförderprojekt Büchertürme, das sich lesedidaktisch den Vielleseverfahren zuordnen lässt, an. Seit 2017 wird es an unterschiedlichen Grundschulen in und um Rostock durchgeführt.

Das Dissertationsvorhaben möchte unterschiedlichen Fragen zur Wirkung des Projekts auf die Lesemotivation, Lesehaltung, Leseeinstellung, Lesekompetenz und auf das Selbstkonzept der Kinder als Leser*innen/Nicht-Leser*innen nachgehen.

Insbesondere am Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule, vielfach aber auch schon früher, zeigt sich im Verlauf der Lesebiographie häufig ein sogenannter Leseknick (vgl. Richter, Plath, 2005), was eine Förderung in Hinblick auf eine Stabilisierung der Lesemotivation und die Automatisierung basaler Lesefertigkeiten auch langfristig notwendig erscheinen lassen und wozu das Büchertürme-Projekt möglicherweise einen Beitrag leisten kann. Geplant ist das Durchführen und Auswerten mehrere narrativer Einzelinterviews zu unterschiedlichen Phasen innerhalb des Projekts, das auf die Dauer eines Schuljahres konzipiert ist.